e Kirche des ehemaligen Benediktinerinnen-Klosters gehört heute zu den Barockjuwelen Triers, ist aber viel älter. Das Kloster entstand aufgrund einer Schenkung König Dagoberts I. (+ 639) an den Trierer Erzbischof Modoaldus (+ um 639) vermutlich als königliches Eigenkloster. 1127 wurde eine der Muttergottes geweihte Kirche erstmals schriftlich erwähnt. Von diesem im 11. Jahrhundert errichteten Bau sind die unteren Teile des Turmes erhalten. Durch Grabungen wissen wir, dass die ehemals geostete Kirche im Querhaus eine Breite von 33 m aufwies. Ob Seitenschiffe im Langhaus vorhanden waren, ist nicht bekannt. Der Turm wurde über dem südlichen Querhausarm errichtet.
Äbtissin Agnes Zand von Merl (1607-1636) begann mit der Erbauung einer neuen Klosterkirche. Scheinbar kam aber nur der Ausbau des Turmes zustande, dem ein gotisierendes Geschoß mit spitzer Haube aufgesetzt wurde. Diese Arbeiten waren 1615 vollendet. Erst in den Jahren 1768 bis 1771 kam es zum Neubau der Kirche, die in französischem Spätbarock nach Plänen von Jean Antoine quer über dem Altbau erbaut wurde. Vorbild war sicherlich die Stiftskirche St. Paulin in Trier, denn ebenso wie dort entstand hier ein einschiffiger Saalbau mit leicht eingezogenem Chorraum. Die Weihe vollzog Erzbischof Clemens Wenzeslaus am 22. September 1771.
1794 verließen die Nonnen beim Anrücken der Franzosen das Kloster, 1802 wurde es im Zuge der Säkularisation aufgehoben. 1804 wurde St. Irminen Kirche der neu geschaffenen Vereinigten Hospitien. Zugleich diente die Kirche bereits seit 1778 der Pfarrei St. Paulus als Pfarrkirche. Nur so überstand St. Irminen das Schicksal der übrigen Klosterkirchen, die fast alle nach der Säkularisation abgebrochen wurden. Nach schweren Kriegszerstörungen 1944 wurde die Kirche in alter Form in den Jahren 1962 bis 1964 wieder aufgebaut.
Von der Ausstattung besonders erwähnenswert ist die barocke Kanzel, die um 1760 für St. Matthias geschaffen wurde. Im Turm hängen vier Glocken mit der Schlagtonfolge a’-cis’’-e’’-fis’’. Die größte Glocke wurde 1996, die drei kleineren 1960 von der Glockengießerei Mabilon in Saarburg gegossen.
Das Verwirrspiel der Patronate
Die ehemalige Benediktinerinnen-Klosterkirche war der Muttergottes geweiht, in den ältesten Quelle wird die Kirche „S. Maria ad horrea“ genannt. Die bekannteste Äbtissin dieses Klosters hieß Irmina (um 700) und wurde heiliggesprochen. Darauf dürfte der gebräuchlichere Name St. Irminen zurückzuführen sein. Nach der Zuweisung der Kirche an die Pfarrei St. Paulus, deren Kirche auf dem Irminenfreihof 1778 wegen Baufälligkeit geschlossen und 1790 abgebrochen wurde, erhielt die Marienkirche, die ja im Volksmund als Irminenkirche bekannt war, 1803 den Namen Èglise de Saint-Paul. Der Name „St. Paulus“ für die Irminenkirche hielt sich bis 1907; in diesem Jahr wurde die neue Pauluskirche geweiht. Die ehemalige Klosterkirche St. Marien kennt heute keiner mehr in Trier; dafür ist der Name St. Irminen vermutlich jedem Trierer geläufig.
Sebastian Schritt (Baugeschichte)