Vor den Toren des römischen Trier am Rand eines antiken Gräberfeldes liegt die Basilika St. Paulin. Der erste Bau an dieser Stelle wird die von Bischof Felix (386-398) über den Gebeinen des 358 in der Verbannung in Phrygien verstorbenen Bischof Paulinus errichtete Basilika sein. Nach mehreren Zerstörungen im Laufe des 5. Jahrhunderts wurde ab ca. 480 der Wiederaufbau in Angriff genommen. Die Ursprünge des Stifts sind nicht genau datierbar, die erste belegte Stiftung ist auf Anfang des 8. Jahrhunderts datiert. 1093 zersörte ein Brand den antiken Bau.
Unter Erzbischof Bruno (1102-1124) wurde mit dem Neubau einer dreischiffigen Basilika begonnen. Die Weihe der Kirche erfolgte 1148. Der kreuzgewölbte Bau verfügte über niedrige Querhäuser, eine mächtige Doppelturm-Fassade, flankiert von Treppentürmen erinnert an die Westfassade des Doms. 1673 besetzten die Franzosen Trier. Aus militärischen Gründen wurden 1674 sowohl die Stiftsgebäude wie auch die romanische Kirche gesprengt.
1730 begann man mit einem barocken Neubau. Die Entwürfe zu der einschiffigen Barockkirche stammen wahrscheinlich von Christian Kretschmar. Die Ausstattung erfolgte nach Entwürfen von Balthasar Neumann. 1757 wurde die Kirche geweiht. 1794 besetzten französische Revolutionstruppen Trier. Der Stift wurde 1802 aufgelöst, das Stiftsvermögen enteignet. 1804 kam es zur teilweisen Rückgabe des Stiftsvermögens, St. Paulin wurde Pfarrkirche. Im 20. Jahrhundert sind umfassende Wiederherstellungsmaßnahmen nötig geworden. 1930/31 wurde der Innenraum, 1979 - 1982 das Äußere der Kirche renoviert.
Der eher strengen Außengliederung der Basilika steht ein reich ausgestatteter Innenraum gegenüber. Die Wände sind durch pfeilerartige Mauerverstärkungen gegliedert, die Fenster in Nischen zurückversetzt. Der Übergang von der Wand zu den Gewölben ist mit reichen Stukkaturen besetzt. Bei dem Gewölbe handelt es sich um eine halbkreisförmige Tonne mit Stichkappen. Der schmälere und niedrigere Chorraum ist durch Chorschranken und Chorgitter vom übrigen Kirchenraum abgetrennt.
Die Ausstattung der Basilika St. Paulin stammt geschlossen aus der Zeit ihrer Entstehung. Prächtige Deckengemälde von Christoph Thomas Scheffler zeigen die Geschichte des heiligen Paulinus und die der Trierer Märtyrer. Das Chorgestühl wie auch weitere Ausstattungsgegenstände stammen aus der Werkstatt des Trierer Bildhauers Ferdinand Tietz. Der Hochaltar wurde ebenfalls von Tietz nach den Entwürfen Neumanns ausgeführt.
Das Geläut besteht aus vier Glocken mit der hierzulande seltenen Disposition h°-cis'-d'-e'. Alle vier Glocken wurden 1821 und 1822 (kleine e'-Glocke) von den Brüdern Joseph und Charles Perrin aus Maisoncelles in Frankreich gegossen. Es ist damit eines der ganz wenigen Geläute aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Deutschland, das uns komplett erhalten geblieben ist. Es beansprucht daher allerhöchsten Denkmalwert!
Sebastian Schritt