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St. Helena in Trier-Euren

St. Helena in Trier-Euren

Euren ist uraltes christliches Gebiet. Eine erste Kirche bestand mindestens seit dem 7. Jahrhundert. Für 1075 ist eine Kirchweihe überliefert. Ob es sich um einen Neubau oder aber um eine Wiederherstellung handelte, ist nicht bekannt. 1609 wurde wohl ein Neubau errichtet, der schon bald darauf durch die Franzosen zerstört, danach aber wiederaufgebaut wurde. Mitte des 19. Jahrhunderts ist dieser Kirchbau endgültig zu klein.

1853 begannen die Sammlungen für einen Kirchneubau. Aber es dauerte noch Jahre, bis endlich 1871 entschieden wurde, die neue Kirche am Platz der alten zu errichten. Zwei Architekten standen zur Auswahl: der luxemburgische Staatsarchitekt Charles Arendt und der Trierer Dombaumeister Reinhold Wirtz. Wirtz erhielt den Auftrag, was zu langen Auseinandersetzungen mit Arendt führte, dem man zuvor wohl den Auftrag versprochen hatte. Wirtz' Plan sah eine dreischiffige Basilika mit Querhaus, dreiteiligem Chor und Fassadenturm vor in streng neugotischen Formen vor. Am 28. Januar 1874 startete das Bauvorhaben. Bei den Ausschachtungsarbeiten traten umfangreiche archäologische Funde zu Tage, die aber leider nicht allzu genau untersucht wurden, um den Bau nicht zu verzögern. Die Grundsteinlegung erfolgte am 6. April 1874, die Benediktion am 27. August 1876. Am 8. April 1883 konsekrierte Bischof Michael Felix Korum das neue Gotteshaus, das sicherlich zu den schönsten neugotischen Kirchen im Trier Land gezählt werden darf. Kriegszerstörungen konnten bis 1948 behoben werden. 1975 erfolgte ein grundlegende Sanierung des Innenraumes unter Leitung von Architekt Karl Peter Böhr. Dabei wurden Teile der alten Malereien freigelegt. Im Chorraum konnten der ehemalige neugotische Hochaltar aus St. Matthias von 1909 (Caspar Weis), der dort überflüssig geworden war, das ehemaliges Triumphkreuz (um 1320) aus der Augustinerkirche und eine stehende Muttergottes aus dem 14. Jahrhundert hier eine neue und überzeugende Heimat finden. Zwischen 1980 und 1983 folgte schließlich die Restaurierung des Äußeren der Kirche.

Das Geläut zählt zu den bedeutendsten in Trier. Es umfasst vier Glocken mit der Schlagtonfolge d'-f'-g'-a'. Die beiden größeren stammen aus der nach dem Krieg nicht wiederaufgebauten Kirche St. Gervasius in Trier. Die große Glocke wurde 1505 von Heinrich Wolf von Prüm in Trier gegossen; die zweitgrößte von 1399 ist ein Werk eines unbekannten Trierer Glockengießers und die älteste Glocke der Stadt. Die kleinste wurde 1926, die zweitkleinste 1958 gegossen, beide bei Mabilon in Saarburg.

Literatur:

  • Pfarrgemeinde St. Helena, Trier-Euren (Hrsg.): 900 Jahre Pfarrei St. Helena Trier-Euren 1075-1975. Trier 1975.
  • Pfarrgemeinderat und Orgelförderkreis St. Helena, Trier-Euren (Hrsg.): Festschrift Kirchen- und Orgelrenovierung St. Helena - Trier-Euren 2012-2013. Trier 2013.

Sebastian Schritt

Die heutige Orgel

Späth-Orgel in Euren

Bei der heutigen Orgel auf der Westempore handelt es sich um ein Instrument der Firma Späth (Mengen-Ennetach an der Donau) aus dem Jahre 1966, als Opus 819 von Dr. Karl Späth gebaut. 2013 wurde die Orgel von der Späth-Nachfolgefirma „Freiburger Orgelbau“ gereinigt und gründlich überarbeitet:

  • Erneuerung der elektrischen Registertraktur auf Basis der heutigen Sicherheitsbestimmungen
  • Nachintonation
  • Stabilisierung des Windsystems
  • Einbau einer modernen Setzeranlage. Die ursprünglich eingebauten freien Kombinationen  blieben dennoch erhalten.

 

Disposition

I. Hauptwerk 1. Manual C - g3
Pommer 16'
Principal 8'
Koppelflöte 8'
Salicional 8'
Octav 4'
Hohlflöte 4'
Mixtur 5f 1 1/3'
Trompete 8'

II. Brustwerk 2. Manual C - g3 
Rohrflöte 8'
Principal 4'
Nachthorn 4'
Nasat 2 2/3'
Waldflöte 2'
Scharff 4f 1'
Rankett 16'
Dulcian 8'

III. Rückpositiv 3. Manual C - g3
Gedackt 8'
Gemshorn 4'
Principal 2'
Terz 1 3/5'
Sifflöte 1 1/3'
Cimbel 3f 1/2'
Schalmey 8'

Pedal C - f1
Principal 16'
Subbaß 16'
Octavbaß 8'
Gedacktbaß 8'
Choralbaß 4'
Rauschbaß 3f. 2 2/3'
Posaune 16'

Koppeln: II/I, III/I, III/II (neu 2013), I/P, II/P, III/P
Elektronische Setzerkombinationen,
2 freie Kombinationen,
2 zusätzliche Pedalkombinationen
Crescendotritt, Schweller BW, Tutti, Zungen ab, Zungeneinzelabsteller

Geschichte...

Euren, Breidenfeld-Gerhardt-Orgel von 1874

Über die Orgel der im neugotischen Stil erbauten Pfarrkirche St. Helena in Trier-Euren heißt es im Meldebogen vom 20. Juni 1944: “Die im Jahre 1874 für die neue Kirche erbaute Orgel, mechanisch, Orgelb. Breidenbach (sic!) Trier, wurde 1929 durch Orgelb. Gerhardt, Boppard umgebaut unter Verwendung brauchbarer Pfeifen. Prospekt war 1926 erneuert worden.” In den Pfarrakten erhalten hat sich ein Schreiben des Pfarrers vom 11. April 1929 an das Bischöfliche Generalvikariat, in dem es heißt: “... Nach eingehender Prüfung hielt der Orgelbauer Gerhardt das Material für durchaus brauchbar. Dies Urteil wird bestätigt durch Herrn Professor Biehle aus Bautzen, der im Auftrage der Regierung ein Gutachten über unsere Orgel abzugeben hatte, da ich mich dorthin gewendet hatte um einen Zuschuss für den Umbau. Ob es Erfolg hat, steht noch aus. Ein Teil der Kosten ist bereits gesammelt, alles soll durch freiwillige Beiträge gesammelt werden. Eine Änderung ist unbedingt nötig, da sie in der jetzigen Verfassung nur mehr von einem Kenner ihrer Eigenarten spielbar ist. Für eine ganz neue Orgel, die nach bereits aus der Zeit meines Vorgängers vorliegenden Plänen von Klais und Späth ungefähr das Doppelte kosten würde, fehlen mir die Mittel.” Vier Monate später hat die “Orgelbaufirma Chr. Gerhardt & Söhne in Boppard ... unter Beibehaltung des früheren, stilvollen Gehäuses und teilweiser Benutzung vorhandenen, älteren Pfeifenmaterials durch Einbau einiger neuer Register ... die frühere Orgel rein pneumatisch umgebaut und damit ein Orgelwerk geschaffen, das noch auf Jahrzehnte vollwertige Dienste leisten wird”, so das Ergebnis der von Pfr. Schroeder aus St. Gervasius durchgeführten Revision der Orgel. Auch enthält sein Bericht vom 16. August 1929 Informationen über Registerzahl und technische Ausstattung, nach der das Werk im Gegensatz zu den Angaben des Meldebogens “21 klingende Register und ein Transmissionsregister (Echobass aus Bordun 16’)”, weiterhin “Manual- u. Suboctavkoppel II I”, eine “durchgeführte Superoctavkoppel” sowie “Freie Kombination, feste Kombinationen (P. MF. F. Tutti), Zungenabsteller, Rollschweller u. Pianopedal” hatte. Auch wenn in den Morgenstunden des 8. Dezember 1944 eine schwere Granate die Kirche traf und große Teile des Dachstuhls und der Gewölbe im Mittel- und rechten Seitenschiff zerstörte, so hatte die Orgel hierbei keinen Schaden erlitten. In der Festschrift zum 75jährigen Jubiläum der Pfarrkirche St. Helena (18./19. August 1951) heißt es unter der Überschrift "Und neues Leben blüht in den Ruinen, dass die Pfarrei “an Pfingsten 1945 und noch einmal am Helenentag eine stimmungsvolle Erstkommunion halten” konnte. “Bei günstigem Wetter wurden Hochamt und Spätmesse auf dem alten Friedhof neben der Pfarrkirche an dem Friedhofskreuz unter den gewaltigen Linden gefeiert. Dabei konnte sogar die Orgel der Pfarrkirche, die völlig unversehrt erhalten geblieben, benutzt werden, und die Vögel in den Linden gaben ihre Begleitung dazu”. 

Wolfgang Valerius

Spieltisch der Späth-Orgel in Euren