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Schlauer Fingersatz

Datum:
15. Apr. 2024
Von:
altfried g. rempe

(zu Regel 5)

Der „schlaue“ Finger- (und Fuß)satz wird sich erst finden lassen, wenn der Spieler gewillt ist, selbst er-finder-isch zu wirken und vom Prinzip eines fortlaufenden Legatofingersatz mit dem eigenem Köpfchen abweicht. Dieser Grundsatz bildet die eigentliche Wurzel spielerischen Erfolgs und gedeiht nur auf dem Boden eines korrekten Umfelds (Regel 1-4). Konkret: Es geht hier um das Erlernen einer mühelosen weil natürlich lockeren Spieltechnik, die aus dem korrekten Finger- und Fußsatz logisch abgeleitet ist. Mit der Beherrschung dieser mühelosen Technik verspricht das Üben am Ende wahre Freuden. In diesem Kontext wären sicher auch das „unverriegelte“, also flexible und locker geführte Handgelenk und eine gleichfalls gelockerte Beinmuskulatur als wichtige Faktoren einer eleganten Technik anzusprechen. Es sollte zudem stets auch darauf geachtet werden, dass sich die Knie beim Spielen nicht berühren.

Der Fingersatz ist organisch sinnvoll, d. h. logisch aus der Artikulation einer Phrase zu entwickeln und mit dieser strukturell zu koppeln. Somit gilt, dass Artikulation und Applikatur zwei Seiten ein und derselben Medaille in einem komplementären Einheitsgefüge bilden. Unaufgelöste (konträre) Körperspannungen jeglicher Art, im Mikrobereich des Fingerspiels ebenso wie Makrobereich der Körperhaltung, führen zu disfunktionalen Störungen und sind deshalb nach Kräften zu vermeiden. Dies betrifft insbesondere auch das leider viel zu beliebte Unter- und Übersetzen, das man getrost auf den kleinstmöglichen Prozentsatz, mit einem klug überlegten Fingertausch und "schlauen" Zahlen über den Noten, reduzieren sollte. Zu vermeiden wären auf unserem möglichst bequemen „Weg nach Rom" auch alle Terzgrätschen der Fingergruppen 4-5 und 3-4; sie bieten eher das traurige Bild einer Art von Finger-Polio und bedingen eine unzuverlässige Feinmotorik mit nachweislich enormer Fehlerquote (peinlich, unnötig und destruktiv schon im Vorfeld des Übens, wenn vom Konzertvortrag noch lange nicht die Rede ist).

Der Fußsatz verlangt freilich ebenso nach einer „schlauen“ Applikatur und bedarf vorab der Beherzigung einer fundamentalen Regel in unserem Katechismus des löblichen Orgelübens: „Spiele nie mehr als drei Töne mit gleichem Fuß!“ Die Dreizahl  stellt hier schon den  Grenzfall der gerade noch „lässlichen“ Sünde dar. Zuverlässiger funktionieren: „2 Tasten pro Fuß“ für das  präzise Pedalspiel; zunächst einmal ganz abgesehen vom streng alterierenden Fußsatz, dem klassischen Idealfall für das Pedalspiel.