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Bach-Rezeption in Trier

Dr. Wolfgang Hoffmann, Weiskirchen, beschreibt 2001 den Zeitraum von 1893 bis 1969. Mit kleinem Ausblick auf die Ära Schneck/Fischbach

Bekanntlich gerät mit der Erstaufführung von Bachs Matthäuspassion am 11. März 1829 in Berlin unter der Leitung von Felix Mendelssohn-Bartholdy die Bach-Rezeption allgemein in Bewegung.(1) Mit diesem Monumentalwerk wurde diese auch in Trier (Casinosaal) am 27. März 1893 eingeleitet. Verantwortlich zeichnete der Trierer Musikverein zusammen mit der Trierer Liedertafel, den Knaben des Domchores und dem Orchester des 29. und 69. Infanterie-Regiments unter dem Dirigenten Josef Lomba.(2) 

  Nach der Statistik weiterer vokaler und instrumentaler Bach-Aufführungen im außerliturgischen Raum (siehe unten "Aufführungen") läuft die Bach-Rezeption in Trier zäh an.(3) Dabei bildet die Matthäuspassion den "roten Faden". Ab den 20er und vor allem in den 50er Jahren wird dieses Monumentalwerk Bachs zum Schlüsselwerk. Die beiden großen Musikfeste 1900 und 1925 mit Bachs Pfingstkantate O ewiges Feuer - ebenfalls in groß angelegter Besetzung (4) - hinterließen keine wesentlichen Spuren der Bach-Rezeption. Neun Kantaten Bachs gelangen erst in den 20er Jahren zur Aufführung, sodann lediglich 1931 wiederholt die Kreuzstab-Kantate. Das Weihnachtsoratorium erklingt in Teilen erstmals 1907 und dann erst wiederum 1960. Die Johannes-Passion wird erstmals 1910 und dann erst wieder 1962 und 1967 aufgeführt. Erst in den 20er Jahren werden auch reine Instrumentalwerke Bachs in die Konzertprogramme in Trier aufgenommen - mit den Brandenburgischen Konzerten und Violinkonzert E-Dur (BWV 1042) an der Spitze.
  Im liturgischen Raum (Dom) taucht im ganzen 19. Jahrhundert der Name Bach in den Aufführungsverzeichnissen des Domchores an keiner Stelle auf. Auch die Domorganisten des 19. Jahrhunders lassen Bach außen vor. (5) 

Domorganist Jodoc Kehrer (1855-1937) - Initiator der Bach-Rezeption in Trier

Erst mit Domorganist Jodoc Kehrer hält am Beginn des 20. Jahrhunderts das Bach-Spiel auch im Trierer Dom Einzug.
Kehrer wird am 22. August 1855 in Cochem geboren. (6) Er absolvierte die Regensburger Kirchenmusikschule (25. Kurs 1899) mit Michael Haller (Komposition), Franz Xaber Haberl (Gregorianischer Choral) und Joseph Hanisch (Orgel) als seine wichtigsten Lehrer. (7) Von 1901 an wirkt Kehrer als Organist an der Trierer Liebfrauenkirche. Am 1. April 1904 wird er in der Nachfolge Heinrich Paulis (*1865) (8) Domorganist mit gleichzeitigem Lehrauftrag für Orgel an der dortigen Kirchenmusikschule. 1905 wird er in den Diözesan-Cäcilienverein berufen, dessen Vorsitz der damalige Domkapellmeister Wilhelm Stockhausen (1872-1951) innehatte. Kehrer übt das Amt des Domorganisten bis Juli 1911 mit hoher Wertschätzung aus. (9) Danach lebt er in Cochem und Koblenz, wo er 82-jährig am 28. Oktober 1937 stirbt. Seine letzte Ruhe findet er auf dem Friedhof seiner Heimatgemeinde Cochem.

Jodoc Kehrer ist er erste, der sich in Trier für Johann Sebastian Bach pädagogisch und künstlerisch-praktisch einsetzte. Darüber hinaus hat er sich intensiv theoretisch mit Bach auseinandergesetzt. Davon zeugt seine Schrift Johann Sebastian Bach als Orgelkomponist und seine Bedeutung für den katholischen Organisten (1920). (10) 
  Seinen Orgelschülern an der Kirchenmusikschule vermittelt er die Bach'sche Orgelmusik sowie den Bach-Geist allgemein. Diese studieren sowohl technisch als auch interpretatorisch unter seiner Anleitung Orgelwerke Bachs. Damit finden diese auch über Trier hinaus in den katholischen Gotteshäusern des gesamten Bistums Verbreitung. 
  Ernstes Bach-Studium schafft nach Kehrer musikalischen Tiefgang und regt die Phantasie des Organisten an: "Erlahmt die geistige Regsamkeit, stellen sich rhythmische, harmonische oder melodische Gleichmäßigkeiten ein, so greife immer wieder zu Bach, und an seiner grenzenlosen Erfindungsgabe, seinem unerschöpflichen Kombinations-, Formen- und Ausdrucksreichtum, seiner abgrundischen Innerlichkeit stärke, erbaue und erhebe dich!" (11)

Auch katholische Organisten kommen seiner Meinung nach an Bach, insbesondere an seinen Choralvorspielen, (12) nicht vorbei. Gerade in diesen kann man das Wort-Ton-Verhältnis bei Bach sehr gut studieren und auf das eigene Orgelspiel durch "Vermeiden banaler Harmonien" anwenden. (13)
  Des weiteren favorisiert Kehrer kontrapunktisch-transparentes Orgelspiel, wie es sich in vollendeter Weise in den Orgelsonaten Bachs zeigt. Diese bieten "dem Organisten köstliches Studienmaterial, sowohl für die Erreichung einer fertigen Spieltechnik als für das Einleben in die streng thematisch dreistimmige Setzweise... Sie regen an zu Übungen in der triomäßigen Improvisation, die der reifere Künstler ... pflegen möge". (14) Des weiteren kommt dieses Postulat in seiner Broschüre Die Kunst des Präludierens, eine systematisch Anleitung zum freien Orgelspiel (1916) zum Tragen. (15)  Darin betrachtet er das "Studium der Werke Bachs" für jeden "tüchtigen Organisten" ... "als ein Stück Lebensaufgabe".(16) Transparentes Orgelspiel bekundet ferner sein Kanon in der Oktav für Oberstimmen und Pedal mit zwei Füllstimmen (1908), ein Typ, den Bach beispielsweise im Choralvorspiel O Lamm Gottes unschuldig aus dem Orgelbüchlein anwendet; des weiteren zeugt davon sein op. 9 Kurze leichte Orgeltrios als Vorspiele zu beliebten deutschen Kirchenliedern. Im dortigen Vorwort führt er aus: "Die einseitige Vorliebe für starke, massige Klangwirkungen, wie sie bei uns zu Lande im Allgemeinen herrscht, und die damit in der Regel verbundene Verständnislosigkeit für die vornehmere durchsichtige polyphone Spielweise, erinnern immer an das Wort Robert Schumanns: 'Die Masse will Massen'... Nun gibt es aber unter den Organisten auch manche, denen die Polyphonie nicht recht liegt, sei es, dass dieses Gebiet bei ihrem Studium zu wenig Berücksichtigung fand, sei es aus sonstwelchen Gründen .... Wie dem auch sei, jedenfalls ist es Tatsache, das jener vornehme mit nur wenigen Registern aus zuführende dreistimmige Satz, den wir als Orgeltrio bezeichnen .... in der Praxis fast ganz vernachlässigt ist." Auch in seiner akribischen Analyse der Bach'schen Canzona d-Moll untermauert Kehrer diese Forderung. (17)
  Folgerichtig führt einseitiges Studium des Palestrina-Satzstils bei angehenden Organisten zu musikalischer Verengung. "Im übrigen muss zugestanden werden, dass die Gewöhnung an deren rein vokale und rein kontrapunktische Satzweise mit ihrer streng gemessenen diatonischen Melodik der Einzelstimmen, mit ihren sehr beschränkten Zusammenklängen, und die Unkenntnis des viel ausgedehnteren, freieren, echt orgelmäßigen, kontrapunktisch-harmonischen Systems Bachs doch ein gewisses Hemmnis für die Entwicklung eines ausgeprägten schönen Orgelsatzes bilden. Das Spiel klebt, auch wo es sich freier entfalten darf und soll, zu leicht am Vokalen und Diatonischen und entbehrt des figurativen Elements". (18)

Der Bach-Enthusiast Kehrer trat selbst als Bach-Spieler in Liturgie und Konzert mehrmals in Trier an die Öffentlichkeit, wobei zwei Daten gesichert vorliegen. 1901 erregt sein Orgelspiel während der 9. Generalversammlung des Cäcilien-Vereins in Trier Aufsehen. Der Rezensent lobt Kehrers "geschmack- und stilvolles Orgelspiel, das bei den Solo-Stücken (Fantasie von J.S. Bach und Präludium und Fuge von G.F.Händel) die meisterhafte Behandlung des königlichen Instruments recht erkennen ließ, während bei den Begleitungen der Choralstücke der Orgelspieler in lobenswerter Weise sich unterzuordnen verstand". (19)  Am 22. Oktober 1908 gab er anlässlich einer weiteren Veranstaltung des Cäcilienvereins ein Orgelkonzert im Dom mit Werken von J.S. Bach, Händel, Brosig, Merkel und sein eigenes Opus Kanon in der Oktav. (20)

Während die Orgelmusik in ihrer Überkonfessionalität weniger Angriffsfläche von Seiten der Cäcilianer bot, unterlag die kirchliche Vokalmusik als vorrangige Musizierform im Gottesdienst strengerer cäcilianischer Zensur. (21) Wie steht Kehrer zu dieser geistlichen Vokalmusik Bachs? Für den aus der cäcilianischen Regensburger Schule kommenden Kehrer ist das Studium des Palestrina-Satzes unabdingbare Grundlage. Auch seine eigenen Chorwerke atmen neopalestrinensischen Geist. (22) Einerseits zeigt sich im "reinen a-cappella-Satz des 16. Jahrhunderts" der kirchliche Vokalstil schlechthin, da er "die zartesten Rücksichten auf das Vermögen der menschlichen Stimme" nimmt (23), andererseits aber strebt Kehrer auch diesbezüglich die Öffnung in den freien polyphonen Satz an und befürwortet den Bach'schen Kontrapunkt und dabei implizit die andersartige "freiere Melodiebildung" und Harmonik. (24)
  Von daher spricht sich Kehrer - wenn auch im Vergleich zur Orgelmusik eingeschränkt - für die Rezeption der geistlichen Chorwerke Bachs aus, die seinerzeit Domkapellmeister Wilhelm Stockhausen noch gänzlich aus dem Repertoire des Domchores ausschloss. Im von Stockhausen sogenannten "sekundären liturgischen Eigenbereich" (25) (Andachten), in dem durchaus auch deutschsprachige Gesänge erlaubt waren, wäre die Aufführung zumindest eines Bach-Chorals möglich gewesen.
  Besonders schätzt Kehrer die Motetten sowie und vor allem die vierstimmigen Choräle Bachs, in denen Vielheit zur Einheit gelangt. Einerseits herrscht eine "musikalische Stimmung", die "dem Text im allgemeinen" entspricht, andererseits kommen "in der wunderbar geschmeidigen Stimmführung bzw. den sich ergebenden Harmonien tiefe Empfindungen zum Ausdruck, die einzelne Textstellen im Autor wachriefen". (26)

Der Protestant Bach war auf Grund echten Künstlertums und Christseins für den Katholiken Kehrer kein Hindernis, in den katholischen Gottesdienst integriert zu werden: "Noch eins! Bach war nicht unseres Glaubens, aber in dem, was die beiden Konfessionen einen soll, dem festen Christus-Bekenntnis, in der kernhaften Frömmigkeit und praktischen Betätigung christlicher Gesinnung, nicht zum wenigsten auch in der idealen Auffassung und Ausübung seines Berufs: Mit einem Wort, als echt christlicher Künstler kann er auch den katholischen Organisten als Vorbild dienen". (27)

Schluss mit Überblick bis in die Gegenwart

Jodoc Kehrer erweist sich in seinem Bach-Bekenntnis als kosmopolitischer Künstlergeist, der katholisch-ultramontane Engstirnigkeit ablehnt. Kehrer geht somit auch - wie zeitgleich Joseph Renner jun. in Regensburg (28) - über seinen Regensburger Orgellehrer Josef Hanisch hinaus, der Bach in Lehre und Aufführungspraxis noch ausschloss. (29)

Das Bach-Spiel im Trierer Dom gewinnt mit ihm zunehmend an Bedeutung: angefangen von dessen Nachfolger im Domorganistenamt Ludwig Boslet (1860-1951) aus der Rheinberger Schule in München über Paul Schuh (1910-1969) - dieser beherrschte rund 30 gewichtige Orgelwerke Bachs - bis zu Wolfgang Oehms (1932-1993) und dem jetzigen Domorganisten Josef Still (seit 1994). (30)
  Kehrers Kollege Domkapellmeister Wilhelm Stockhausen öffnete einerseits cäcilianische Fesseln in Trier, indem er 1911 die Sigismund-Messe des Neoromantikers Peter Griesbacher aufführte und von da an die Trierer Domliturgie mit "Altem" und "Neuem" bereicherte (31), andererseits schloss er Bach im Repertoire des Domchores noch gänzlich aus. Erst unter seinem Nachfolger Johannes Klassen (1904-1957) tauchen einige Choräle Bachs im Repertoire auf. 
  Paul Schuh übernimmt als Domkapellmeister das vokale Bach-Repertoire Klassens. Unter Domkapellmeister Rudolf Heinemann (*1934) wird das Bach-Repertoire um die Kantate 29 Wir danken Dir sowie das Magnificat - erstmals am 27.12.1969 aufgeführt - erweitert. Teile daraus wurden von Heinemann auch in Gottesdiensten (Vesper) aufgeführt.
  Unter Domkapellmeister Klaus Fischbach (*1935) kommen die Motetten Bachs - erstmals im Rahmen eines Konzerts 1989 in Trier St. Gangolf aufgeführt -, die Kantate BWV 140 Wachet auf sowie die Choralmotette BWV 28 So lob mein Seel den Herrn hinzu. (32)

Bemerkenswerter Weise setzt vergleichend in der evangelischen Konstantin-Basilika erst in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts mit KMD Ekkehard Schneck (1966-1999 im Amt) die ernsthafte praktische Auseinandersetzung mit Bachs Musik ein. Vorher erklangen im Gottesdienst der Basilika lediglich Bach'sche Choräle. Mit seinem 1969 gegründeten Bach-Chor führte Schneck mehrmals die großen Vokalwerke Bachs Johannes-Passion, Matthäus-Passion, h-Moll-Messe, Weihnachtsoratorium, Magnifikat, alle Motetten sowie zahlreiche Kantaten im Gottesdienst und Konzerten auf. (33)
  Darüber hinaus tragen zur regen Bach-Pflege in Trier seit mehreren Jahren bis heute Spee-Chor, Universitätschor und Trierer Konzertchor bei.

Jodoc Kehrer stellt am Beginn des 20. Jahrhunderts die Weichen für diese skizzierte Bach-Rezeption in Trier. Wenngleich sich Kehrers Bach-Rezeption hauptsächlich und innovatorisch auf die Orgelmusik im Gottesdienst bezieht, hat er diese insgesamt (den außerliturgischen Raum eingeschlossen) in Trier zumindest angestoßen. Im übrigen hat seine Bach-Broschüre auch nicht vor den Trierer Bistumsgrenzen haltgemacht, so dass diese auch einen Mosaikstein der Bach-Rezeption allgemein darstellt (34).

Anmerkungen

1  vgl. neuerdings: Martin Geck, Die Geburtsstunde des "Mythos" Bach: Mendelssohns Wiederentdeckung der Matthäus-Passion, Stuttgart 1998; Ludwig Finscher, Bachs Posthumons Role in Music History, in: Bach Perspectives, 3 (1998), S. 1-21.

2  Der Kritiker bezeichnet diese Aufführung in "romantisch" großer Besetzung als "eine in allen Teilen vollständig gelungene" (TLZ 1893 Nr. 140 vom 28. März 1893); vergleichend sei angemerkt, dass bereits am 18. Juni 1826 Georg Friedrichs Händels Judas Maccabäus im Rahmen der Casino-Konzerte - das Casino am Kornmarkt war seit 1825 Kulturzentrum in Trier - erklang (vgl. Gustav Bereths, Musikchronik der Stadt Trier, Teil 1: Das Konzert- und Vereinswesen, Mainz 1978, S. 66; Martin Möller, Der Städtische Musikverein Trier. Beiträge zu seiner Geschichte, Trier 1998, S. 22).

3  Daten entnommen aus: Bereths, Musikchronik .. (wie Anm. 2);
ders., Beiträge zur Geschichte der Trierer Dommusik, Mainz 1974; ders., Städtisches Orchester Trier 1919-1969, Trier 1969; Möller, Der Städtische ... (wie Anm. 2); Otto Loeb, Zur Feier des 80-jährigen Jubiläums des Trierer Musikvereins, in: Städtischer Musikverein Trier 1846-1926 (Trier Stadtarchiv Tb 20/001); Hubert Thoma, Das Trierer Theater 1802-1944, Trier 1964.

4  vgl. Musikfest in Trier. Gemeinsames Unternehmen der Städte Trier, Coblenz u. Saarbrücken. St. Johann - Festtage am 20., 21. u. 22. Mai 1900 (Tr. Stb. 11-8?-/2879-a-); Mittelrheinisches Musikfest in Trier in Verbindung mit den Städten Saarbrücken und Coblenz 3. bis 6. Mai 1925 (Tr. Stb. 11-8?-2880-a-). Nach Martin Möller wirkten insgesamt 321 Sänger und 89 Instrumentalisten mit; vgl. Möller, Der Städtische... (wie Anm. 2), S. 22. 

5  vgl. Josef Rau, Das kirchenmusikalische Leben am Dom zu Trier im 1900, Trier 1938 (Ms. im Priesterseminar); vgl. Ives Lacroix, La Vie Musicale Religieuse A Trèves, Trèves 1922 (Trier Stadtbibliothek, 11-2875-B 8?); Peter Bohn, Beiträge zur Musikgeschichte der Diözese Trier (Trier Stadtbibliothek 4?/2379-2319). Bereths, Beiträge zur ... (wie Anm. 3). Man muss in diesem Zusammenhang bedenken, dass von 1851 bis in die 40er Jahre des 20. Jahrhunderts im Dom Instrumentalverbot bestand; vgl. Rau, Das kirchenmusikalische Leben ..., S. 35; Bernhard Johann Endres, Ergebnisse aus der Geschichte des Bantusseminars zu Trier, Leipzig 1896, S. 108. 

6  vgl. Bereths, Beiträge zur ... (wie Anm. 3), S. 47-51; Nachruf von Ferdinand Wernet, in: Im Dienste der Kirche, 27 Jg. (1937), S. 175.

7  Die hohe Wertschätzung seines Lehrers Josef Hanisch bekundet Kehrer in seinem Beitrag Josef Hanisch, ein vorbildlicher Organist, in: Im Dienste der Kirche (Monatsschrift des Reichsverbandes der Katholischen Kirchenangestellten), 29. Jg. (1936), S. 44 f.).

8  Pauli, geboren am 23.12.1865 in Münster/Westfalen. Er absolviert die Regensburger Kirchenmusikschule und wird Organist in Rheine/Westfalen. 1892-1903 war er Domorganist in Trier und lebte danach in Elberfeld als freier Klavierlehrer und Musikschriftsteller. Er ist Herausgeber von Das praktische Orgelspiel und die Behandlung der Orgel. Wegweiser für den katholischen Organisten, Trier 1893. Des weiteren rief er 1892 die Zeit-schrift Der Organist, Organ des Allgemeinen Organistenvereins ins Leben, die er bis 1904 redigierte. Eine Bach-Rezeption ist bei ihm nicht nachweisbar, vgl. Bereths, Beiträge zur ... (wie Anm. 3), S. 39-47.

9  Das Domkapitel stellt ihm bei seinem Ausscheiden ein exzellentes Zeugnis aus, gerühmt wird besonders "die Gewandheit im Harmonisieren, die künstlerische Art seiner improvisierten Vor- und Zwischenspiele und namentlich das stets Solide, Stilgemäße und Kirchlichwürdige seines Spiels" (Schreiben vom August 1911 in BAT Trier 53, 7-2, N? 40).

10  in: Sammlung Kirchenmusik XIX/XX, hg. Karl Weinmann, Regensburg 1920 (Tr. Stb. 10/80?-429). Diese Bach-Schrift steht in einer ganzen Kette von Bach-Abhandlungen des 19. Jahrhunderts (Nikolaus Forkel 1802, Johann Theodor Mosewius 1845, Carl Ludwig Hilgenfeldt 1850, Carl Heinrich Bitter 1865, Philipp Spitta 1873/1880, Albert Schweitzer 1905), die neben der Gründung der Bach-Gesellschaft 1850 sowie der Neuen Bach-Gesellschaft 1900 wichtige Katalysatoren der Bach-Rezeption überhaupt waren.

11  vgl. Kehrer, J. S. Bach ..., S. 173.

12  ebd. S. 154 ff.

13  ebd. S. 100.

14  ebd. S. 61.

15  in: Sammlung Kirchenmusik XVI, hg. Karl Weinmann, 1916.

16  ebd. S. 134.

17  vgl. Musica Sacra, Heft 6 (1916), S.7.

18  Kehrer, J. S. Bach ..., S. 10. Demgegenüber sei betont, dass die Rezeption von Orgelwerken Bachs in den Orgelsammlungen der Cäcilianer (Peter Piel/Deigendesch/Diebold u.a.) für den katholischen Gottesdienst insgesamt äußerst begrenzt war, gemäß deren Ideal einer dimensional kurzgefassten und moderaten Orgelmusik, die sich am Vokalsatz (Choral) zu orientieren hat. Entsprechend fallen die cäcilianistischen Orgelkompositionen selbst in dieser Zeit aus (vgl. Rudolf Walter, Die Orgelmusik der Cäcilianer, in: Der Cäcilianismus. Anfänge-Grundlagen-Wirkungen, hg. Hubert Unverricht, Tutzing 1988, S. 163-182).

19  vgl. Fliegende Blätter, 36. Jg. (1901), Nr. 8, 92 f. Welche Fantasie Bachs Kehrer spielte, ist leider nicht bekannt.

20  Nach einem Bericht des Wittlicher Seminarmusiklehrers und Komponisten August Beyer (1870-1919); vgl. Fliegende Blätter, 43. Jg. (1908), Nr. 11, 134. Auch hier ist nicht bekannt, welche Bach-Werke erklangen.

21  vgl. neuerdings Winfried Kirsch, J. S. Bach aus cäcilianischer Sicht, in: Musica Sacra, 120. Jg., Heft 1 (2000), S. 7-9. Bezüglich geistlicher Vokalmusik sei betont, dass selbst von Seiten evangelischer Kirchenmusiktheorie bzw. Ästhetik Palestrina neben Johann Eccard im gesamten 19. Jahrhundert als das Vorbild schlechthin betrachtet wurde (vgl. Heiner Wajemann, Cäcilianische Bestrebung auf evangelischer Seite, in: Der Cäcilianismus ..., wie Anm. 18, S. 229-277).

22  Von den wenigen Kompositionen Kehrers (vgl. Bereths, Beiträge ..., wie Anm. 2, S. 50) konnte der Verfasser die beiden Requien in F und Es (Bayerische Staatsbibliothek München) einsehen.

23  Kehrer, J. S. Bach ..., S. 5.

24  ebd., S. 74 ff., S. 76 ff. Am Beispiel des Kyrie-Hauptthemas der h-Moll-Messe sowie eines Ausschnitts aus der Motette Der Geist hilft unserer Schwachheit auf zeigt Kehrer die typische Bach'sche Melodiegestaltung, die für ihn stets "echte Kunst" darstellt; im übrigen schließt sich Kehrer, in der kontrapunktischen Lehre vom vierstimmigen Satz auszugehen, dem Bach-Schüler Kirnberger an. 

25  Wilhelm Stockhausen, Volksliturgische Bewegung und Kirchenmusik, in: Pastor bonus, 44. Jg. (1933), S. 163.

26  Kehrer, J. S. Bach ..., S. 93. Ergänzt sei, dass Kehrer eine detaillierte Analyse von Bachs früher meisterlichen Kantate Gottes Zeit ist die allerbeste Zeit (Actus Tragicus) unternommen hat (vgl. Im Dienste der Kirche (1931), S. 233; (1932), S. 2).

27  Kehrer, J.S. Bach ..., S. 73.

28  vgl. Werner Huber, Leben und Werk des Regensburger Domorganisten und Komponisten Joseph Renner jun. (1868-1934). Ein Beitrag zum süddeutschen Spät-Cäcilianismus, Tutzing 1991. Im übrigen empfiehlt Kehrer die zweibändige Ausgabe Renners mit Bach'schen Orgelwerken (vgl. Kehrer, J.S. Bach ..., S. 12).

29  Eberhard Kraus, Die Stellung des Orgelspiels an der Regensburger Kirchenmusikschule, in: Gloria Deo Pax Hominibus. Festschrift zum 100-jährigen Bestehen der Kirchenmusikschule Regensburg, hg. Franz Fleckenstein, Regensburg 1974, S. 279-293.

30  Bereths, Beiträge zur Geschichte ... (wie Anm. 3), S. 51-69.

31  ebd., S. 172.

32  Aufführungsverzeichnisse von Stockhausen bis Heinemann, vgl. Bereths, Beiträge zur Geschichte ... (wie Anm. 3), S. 170-226. Erinnert sei nochmals, dass die Matthäuspassion von Stockhausen für das Konzert 1922 in der Treviris und von Klassen für das Konzert 1950 am gleichen Ort mit dem Trierer Domchor einstudiert wurde. Bei der Erstaufführung 1893 wirkten lediglich die Knaben des Domchores beim Eingangschoral mit, der unter der Leitung von Philipp Jakob Lenz (1848-1899) stand. Aufgeführte Bach-Werke unter Fischbach, vgl. Klaus Fischbach, Trierer Domchor. 25 Jahre Chormusik nach der Wiedereröffnung des Trierer Domes 1974-1999, Dillingen/Saar 2000, S. 24 f.

33  Nach Mitteilungen von KMD Ekkehard Schneck und Kantor Martin Bambauer.

34  Beispielsweise zitiert der Franziskanermusiker P. Theophil Hecht Kehrers Bach-Schrift, während er auf die Cäcilienvereinstagung in Breslau 1936 verweist, bei der die Pflege von Bachs Orgelwerken und Kantaten auch in katholischen Kreisen gefordert wurde (vgl. P. Theophil Hecht, Bach und die katholische Kirchenmusik, in: Thuringia Franciscana, Jg. 16 (1936), S. 31).

Der Artikel ist erschienen in: Arbeitsgemeinschaft für Mittelrheinische Musikgeschichte: Mitteilungen. - 73 (2001), Seite 109-120. www.trierer-orgelpunkt.de bedankt sich beim Autor für die Erlaubnis zur Veröffentlichung.