Die Geschichte einer Reihe von Klausener Orgelbauern im 19. Jahrhundert beginnt mit dem Bau einer neuen Orgel für die Wallfahrtskirche im Jahre 1852. Eine Vorgängerorgel, im Jahre 1773 von Roman Benedikt Nollet erbaut, kam im Zuge der Säkulisarisation im Jahre 1804 in die Kirche St. Martin in Metz. Der Historiker Dohm (1) schreibt über die Orgel von 1852: „...der Aufbau des neuen Instrumentes wurde von Meinolph Knaup begonnen und von Orgelbauer Heinrich Saltmann beendet.“ Mit Saltmann ist ganz sicher Heinrich Voltmann gemeint, der um 1850 als wandernder Orgelbauer nach Klausen kam, um am Bau dieser Orgel mitzuarbeiten.
Die Orgelbauer Voltmann und Turk in Klausen
Heinrich Voltmann
Wo Voltmann das Orgelbauerhandwerk erlernt hatte, ist gänzlich unbekannt. Sein Geburtsort ist Kattenstroth (Amt Reckenberg, 1910 eingemeindet zu Gütersloh), wo er am 1. April 1830 als Sohn des Heinrich Christoph Voltmann und seiner Ehefrau Anna Magarete Meyer to Berenz geboren wurde. Vielleicht hatte er frühe Kontakte zu Breidenfeld, der bis 1838 im nahen Hattingen/Niederwenigern-Biefang gelebt hatte. Mit Sicherheit lernte er aber spätestens in Klausen über den Orgelbauer Meinolph Knaup den zu dieser Zeit marktführenden Breidenfeld kennen. Meinolph Knaup war 1848 „Gehülfe“ bei Breidenfeld und hatte sich danach in Klausen selbständig gemacht. (2) Voltmanns spätere Frau aus Knaups Nachbarhaus ist 1853 im Klausener Kirchenbuch als Patin einer Tochter von Meinolph Knaup erwähnt. Wenige Jahre später verstarb Knaup im Alter von 34 Jahren. (3) Die Klausener Orgel von 1852 ist das erste große Werk von Heinrich Voltmann.
Voltmanns Werkstatt wuchs langsam. Neben Wartungs- und Reparaturarbeiten sind von 1865 bis zum Ende des Jahrhunderts ca. 20 Neubauten, bzw. große Umbauten nachweisbar.
Voltmanns Orgeln wurden ausschließlich als ein- oder zweimanualige Schleifladenorgeln mit mechanischer Spiel- und Registertraktur gebaut. Dispositionen sind den Breidenfeld'schen Dispositionen ähnlich, was auf eine Ausbildung innerhalb der Tradition des westfälischen Orgelbaues schließen lässt. Allerdings mit der auffallenden Einschränkung, dass bei Voltmann normalerweise keine Terz, bzw. terzhaltige Mischungen disponiert wurden.
Heinrich Voltmann starb am 15. Juli 1909 in Klausen.
Anton und Heinrich Turk
Anton Turk kam um 1900 nach Klausen, vielleicht auch schon nach 1886. In diesem Jahr hatte er seinen Lehrbrief in Sauerbrunn/Steiermark erhalten. Ein weiteres erhaltenes Lehrzeugnis wurde von Michael Rupnik, Orgelbauer in Pistova ausgestellt. Geboren war Anton Turk in Kostreinitz/Untersteiermark am 17. Januar 1868. Sein Vater Michael Turk war Schreiner und Mitglieder der Familie sollen auch im Eisenerzbergbau tätig gewesen sein. (4) Turk wurde Mitarbeiter in Heinrich Voltmanns Klausener Betrieb und heiratete später dessen Tochter Katharina. Um die Jahrhundertwende führten Voltmann und Turk den Betrieb bis zu Voltmanns Tod am 15. Juli 1909 gemeinsam. Anton Turk änderte danach deutlich die Prinzipien seines Schwiegervaters. Er baute ausschließlich pneumatische Systeme und entwickelte dabei auch eigene Membranladen. In den zwanziger Jahren bietet er Umbau und Vergrößern von Orgeln an nach "aller neuestem pneumatischen System Muliplex". (5) Sein Sohn Heinrich Turk, geb. 1904, erlente ebenfalls den Beruf des Orgelbauers. Nach dem Tod des Vaters am 12. September 1940 führte Heinrich überwiegend Reparaturen und Wartungen aus. Mit dem Tod Heinrich Turks im Jahre 1974 erlosch die Firma Voltmann-Turk. Von Heinrich Turk ist noch die Orgel in Klüsserath (1949-50, II/27, elektropneumatische Kegelladen, 2015 von Fasen restauriert) erhalten.
Neubauten von Anton Turk, Klausen (ausschließlich Orgeln in katholischen Kirchen):
1906 Erden, II/12
1910 Dreis, II/15 (erhalten)
1911 Laufeld, I/6
1912 Salmtal-Dörbach, I/4
1914 Longkamp, II/13
1922 Osann, II/13 (erhalten)
1929 Tholey (Multiplex-System)
1931 Hupperath, I/6
1931 Minderlittgen, I/6 (erhalten)
1931/32 Illerich, II/15 (erhalten)
1936/38 Klausen, II/32
Quellen (zu Zahlen in () oben):
1) Peter Dohms, Eberhardsklausen, Paulinus-Verlag 1985, S. 102
2) Pfarrarchiv St. Markus Wittlich, Sendprotokolle 1856
3) Bistumsarchiv Trier, KB Klausen 1803-1863
4) Frdl. Mitteilung Heinz Turk 1993
5) Pfarrarchiv St. Markus Wittlich, Abt. 2,2
Die Orgelbauer aus Klausen
Ein orgelbauer-reicher Wallfahrts-Ort
Meinolph Knaup 1824-1858
Heinrich Voltmann 1830-1909
Anton Turk 1868-1940
Heinrich Turk 1904-1974
"Klausener" Orgeln
Werkliste von Heinrich Voltmann, Klausen
Reinhold Schneck hat eine Liste der Werke von Heinrich Voltmann zusammengestellt.
Lehrbrief von Anton Turk
Wir Unterzeichnete, beurkunden hiermit Kraft gegenwärtigen Lehrbriefes, dass der Anton Turk im Lande Steiermark im Orte Kostreinitz gebürtig, katholischer Religion im Jahre 1868 den 17ten des Monats Januar zur Erlernung der Orgelbauer Profession ordnungsmäßig aufgenommen worden ist. Nachdem sich gedachter Anton Turk während seiner Lehrzeit sittlich, getreu und fleißig betragen und nach Bestätigung seines Lehrmeisters Franz Kosak die Profession gut erlernt hat so wurde derselbe unterm 22ten August 1886 der versammelten Genossenschaft noch mal vorgestellt und ordentlich freigesprochen. Es wird demnach diesem Anton Turk gegenwärtiger mit dem beigedrückten Siegel bekräftigter Lehrbrief auf sein Ansuchen und dem Beisatze übergeben, dass man denselben als einen ordentlich gelernten Orgelbauergesellen anerkennen und zu einem besten Fortkommen aller Orten willfährig sein wolle.
Gegeben zu Sauerbrunn im Lande Steiermark den 22ten August des Jahres 1886
Gez. Georg Pleocak Schriftführer
Idzurg Obewort und Franz Kerth