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Die Schwalbennest-Orgel (Hauptorgel) im Hohen Dom zu Trier

Die Hauptorgel im Dom

Musik von (fast) ganz oben

Im Zuge umfangreicher Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten im Dom begann man 1970 mit der Planung einer neuen Domorgel. Nach vielen Erwägungen fiel die Entscheidung zugunsten einer „Schwalbennest-Orgel“ an der Stelle der früheren Domorgeln bis 1832. Aus dem Kreis der zu einem Ideenwettbewerb eingeladenen Orgelbauer erhielt die Bonner Werkstatt Johannes Klais den Auftrag zum Bau der Orgel.

Das Gewicht der Orgel mit fünf Stockwerken beträgt nicht weniger als 30 Tonnen bei einer Höhe von 16 m und einer Breite von 8 m. Die Tradition des Barock, Orgeln zu schmücken und reich zu verzieren, kommt in der plastisch und farblich von den Bildhauern Hillebrand und Heiermann zusammen mit Maler Viktor Breiling gestalteten Dekoration wieder zur Geltung.

Das mittlere Orgelgehäuse mit den vier Manualwerken flankieren die Türme des Pedals (C- und Cis-Seite). Aus Platzgründen stehen die 32 gedeckten Holzpfeifen des Untersatz 32’ auf einer eigenen Lade im Biforium hinter der Orgel. Ihre Ventilsteuerung geschieht elektrisch. In diesem Bereich befindet sich auch die Gebläseanlage.

Die Prospektpfeifen bestehen aus einem stehenden klingenden und einem hängenden schmückenden Teil. Beide nähern sich einander bis auf den offenen Zwischenraum. Besonders zu erwähnen sind die vor den Jalousien des Schwellwerkes befindlichen Prospektpfeifen. Sie gehören zum Hauptwerk und sind im Gegensatz zu den übrigen Pfeifen hängend angebracht.

Der Spieltisch befindet sich zwischen Rückpositiv und Brustwerk und ist an den Hauptorgelkörper angebaut. Dorthin gelangt der Organist mit einem Aufzug im nordwestlichen Rundturm des Doms. Über das nördliche Seitenschiffgewölbe geht der Weg zu dem hinter der Orgel liegenden Biforium. Von hier aus führt eine Treppe direkt zum Spieltisch. Der Organist sitzt, verdeckt durch die Pfeifenbündel des Rückpositivs, sozusagen mitten in der Orgel.

Die Verbindung zwischen Tasten und Pfeifen, die sogenannte Spieltraktur, geschieht über dünne hölzerne Zugruten (Abstrakten), Hebel und Winkel. Die Schaltung der Register und der Koppeln geschieht elektrisch. Dank der elektronischen Setzerkombinationen lassen sich beliebige Registermischungen speichern und im Gottesdienst oder Konzert schnell und einfach abrufen. Als außergewöhnliche Spielhilfen stehen eine Tastenarretierung - sie bewirkt das Festhalten beliebiger Tasten der Hauptwerksklaviatur - und Windauslassventile für Haupt- und Schwellwerk zur Verfügung.

Disposition der Schwalbennest-Orgel

Wie Klangfarben und Tonhöhen in der Orgel verteilt sind und welches Manual sie zum Klingen bringt, beschreibt die "Disposition" - also ein Klang-Verteilungsplan... Die Tonhöhe bestimmt sich aus der Länge der mittleren Pfeife - gemessen in "Fuß" - dafür steht beim Register-Namen jeweils das ' (Fuß)- Zeichen.

Hauptwerk

2. Manual - C bis c4

Praestant 16'
Principal 8'
Hohlflöte 8'
Gemshorn 8'
Quinte 5 1/3'
Octave 4'
Nachthorn 4'
Terz 3 1/5'
Quinte 2 2/3'
Superoctave 2'
Cornett 5fach
Mixtur 5fach
Cymbel 3fach
Trompete 16'
Trompete 8'
Trompete 4'

Brustwerk

3. Manual - C bis c4

Rohrflöte 8'
Praestant 4'
Blockflöte 4'
Nasard 2 2/3'
Doublette 2'
Terz 1 3/5'
Sifflet 1'
Acuta 4fach
Oberton 3fach
Hautbois 8'
Vox humana 8'
Tremulant 

Schwellwerk

4. Manual - C bis c4

Bordun 16'
Principal 8'
Lochgedackt 8'
Gamba 8'
Unda Maris 8'
Octave 4'
Flute octaviante 4'
Salicional 4'
Flageolett 2'
Fourniture 6fach
Cor anglais 16'
Trompete 8'
Clairon 4'
Tremulant

Rückpositiv

1. Manual - C bis c4

Praestant  8'
Quintade 8'
Gedackt 8'
Principal 4'
Rohrflöte 4'
Octave 2'
Waldflöte 2'
Larigot 1 1/3'
Sesquialter 2fach
Scharff 4fach
Glockencymbel 2fach
Dulzian 16'
Cromorne 8'
Tremulant

Pedal

C bis g1
Untersatz 32'
Principal 16'
Subbaß 16'
Octave 8'
Spielpfeife 8'
Superoctave 4'
Flöte 4'
Hintersatz 5fach
Aliquotbaß*) 4fach
Piffaro 2fach
Bombarde 32'
Posaune 16'
Trompete 8'
Schalmey 4'
Tremulant

*) Aliquotbaß (Pedal): 5 1/3‘ Rohrflöte - 3 1/5‘ Koppelflöte - 2 2/7‘ Konisch - 1 7/9‘ Zylindrisch

Spielhilfen

Normalkoppeln
Nebenregister: Röhrenglocken (HW)
Windauslass-Ventile: HW, SW
Tastenarretierung: HW
1.920 elektronische Setzerkombinationen mit Archivierungsmöglichkeit auf 3,5-Zoll-Disketten
Registercrescendo (Walze)

Spieltraktur mechanisch
Koppeln elektrisch
Registertraktur elektrisch
Betätigung der beiden Schweller mechanisch

Aliquoten

In diesen Registern erklingt nicht der angeschlagene Ton selbst, sondern einer seiner (aliquoten) Obertöne. Historische Vorbilder: Sesquialter, Cornett etc.

Die Schwalbennest-Orgel hat weitere Aliquoten, die nicht auf historische Vorbilder zurückgehen:
OBERTON:
1 7/9' : große Non
1 5/11' : Quarte (11. Oberton)
1 1/7' : kleine Sept (7. Oberton)
ALIQUOTBASS:
2 2/7' : kleine Sept
1 7/9' : große Non

Details: Disposition

Die Schwalbennest-Orgel im Schnitt
Hier eine Schnitt-Zeichnung der Haupt-Orgel.
Weitere Details und Skizzen zur Orgel, zur Disposition und zu den Aliquoten finden sich unten.

In Kürze

Baujahr 1974
Orgelbau Johannes Klais Orgelbau, Bonn
67 Register
5.602 Pfeifen (Längen zwischen 5 und 5400 mm)
Zehn Koppeln
Vier Tremulanten
Elektronische Setzerkombinationen,
Diskettenlaufwerk zur Archivierung

 

 

Vier weitere Orgeln ...

... begleiten Gemeinde und Chöre im Gottesdienst:

  • die Chor-Orgel
    (Klais - 1996)
  • die Truhen-Orgel der Krypta
    Link (Giengen/Brenz) 1994
  • Truhen-Orgel im Chorsaal
    Klop, Garderen (NL) 2009
  • Orgel Kirchenmusik-Schule
    Romanus Seifert & Sohn, Kevelaer 1966

Broschüre: Alle Orgeln

Titelbild

In der DOM-Information für 3,90 EURO zu kaufen: Ein Heft zu allen Orgeln im Dom und ihrer Geschichte. Zahlreiche Fotos - Text von Wolfgang Valerius.