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Heinrich Wilhelm Breidenfeld, Trier

Heinrich Wilhelm Breidenfeld (auch "Breitenfeld, Breidenfels") wurde vermutlich am 4.8.1794 Niederwenigern-Biefang bei Hattingen geboren. (In manchen Quellen ist fehlerhaft 5.11.1789/Niederwenigen genannt.) Bis 1827 war er Schüler und Gehilfe bei dem Orgelbauer Caspar Melchior Vorenweg in Münster. Vorenwegs Orgelbauarbeiten wiederum waren deutlich durch die bedeutenden Orgelbauer König beeinflusst.

Um 1826 ließ Breidenfeld sich in Münster als selbständiger Orgelbauer nieder. Von 1827 bis 1835 war er als „amtlich legitimierter Orgelbauer in Westfalen“ tätig. Aufgrund eines gelungenen Umbaues  der Domorgel in Münster 1827 bis 1830 erhielt B. durch Empfehlung des dortigen Domkapellmeisters Prof. Anthony (an Stelle der Orgelbauer Gebr. Stumm) am 28.2.1833 den Auftrag zum Bau einer neuen Domorgel in Trier, die 1837 vollendet war. Bis 1908 erklang diese Orgel im Trierer Dom, wo sie auf einer eigens errichteten Empore im Westchor stand. Lediglich einige der Stützsäulen der Empore sind erhalten und stehen im Innenhof des Bischöflichen Generalvikariats vor dem Amt für kirchliche Denkmalpflege.

Im Zusammenhang mit dem Umbau der Domorgel in Münster (erbaut 1755 von Patroklus Müller) wurde Breidenfeld als „wahrer Künstler im Orgelbau und als geschickter und redlicher Orgelbauer“ gerühmt. Neben einer Erweiterung der Disposition und Veränderungen in der Intonation ersetzte Breidenfeld in dieser Orgel die Manual-Springladen durch Schleifladen. Im Raum Münster sind noch vier weitere Orgelneubauten nachweisbar, wovon jedoch nur die Orgel in Nordherringen (bei Hamm) bis heute erhalten ist. 1838 siedelte Breidenfeld mit seiner Familie nach Trier über, wo er am 25.6.1875 verstarb.

Werkstatt in Trier

Joseph Breidenfeld  (1831-1891)

Die Werkstatt Breidenfeld wurde zu einer ernsten Konkurrenz für die Orgelbauerfamilie Stumm, welche bis dahin bis weit über den Hunsrück-Mosel-Raum hinaus die bedeutendsten Orgelbauer waren. Die Söhne Joseph Breidenfeld (1832-1898) und Johann Heinrich Breidenfeld (1842-nach 1801) erlernten ebenfalls das Orgelbauerhandwerk (H.W. Breidenfeld & Söhne). Nach dem Tod von Heinrich Wilhelm Breidenfeld im Jahre 1875 wurde der Orgelbaubetrieb unter der Bezeichnung Gebr. Breidenfeld in der Trierer Gartenfeldstraße weitergeführt. Später arbeitete noch ein Neffe der Gebrüder Breidenfeld mit. Zwischen 1904 und 1906 ist die Firma erloschen. Für das Jahr 1904 ist noch ein Angebot zur Reparatur der Orgel in Trier St. Gangolph nachweisbar. (Bistumsarchiv 71,3 Nr. 536)

Die Breidenfelds arbeiteten vor allem im Trierer und Luxemburger Raum. Bis zum Jahr 1881 wurden ausschließlich Orgeln mit Schleifladen und mechanischer Traktur gebaut. Danach ging man zu Kegelladen mit oder ohne Pneumatik und später auch zu rein pneumatischen Systemen über. Die Firma entwickelte ganz neue Ladensysteme, wie z. B. die Registerkanzellenlade in Nennig, St. Martin mit senkrechten Hängeventilen und zweiarmigen Hebeln.

Über Breidenfelds Einfluss auf andere Orgelbauer ist wenig bekannt. Von zwei Lehrlingen und Mitarbeitern Breidenfelds ist belegt, dass sie sich selbständig machten. Meinolpf Knaup (1824-1858) hatte 1848 als „Gehülfe“ in Wittlich mitgearbeitet. Später war er Orgelbauer in Klausen. Ein anderer Mitarbeiter war Kaspar Anton Rettler, geboren 1805 in Valmen/Westfalen, der seine Lehre bei Breidenfeld in Trier absolvierte. Rettler trat 1842 dem Redemptoristenorden bei, und baute dann bis zu seinem Tode 1871 sechs neue Orgeln in verschiedenen Redemptoristenklöstern in Belgien und den Niederlanden. In Sint Truiden, Belgien wurde eine Rettler-Orgel von 1842/1844 restauriert.

Breidenfelds Orgeln: Wichtige Prinzipale, weiche Mixturen...

Breidenfelds Dispositionen sowie Beschreibungen von Zeitzeugen lassen darauf schließen, dass er großen Wert auf den Klang der Prinzipale legte, deren Intonation er in ihrer Weite und Tragfähigkeit geschickt auf den jeweiligen Raum ausrichtete. Daneben sind dem Zeitgeschmack entsprechend vor allem grundtönige Register vertreten. Die Mixturen waren auffallend weich intoniert und verliehen dem Gesamtklang einen zarten, aber strahlenden Glanz. Die Gehäuse der Breidenfeld-Orgeln lassen keine einheitliche Linie erkennen. Neben verschiedenen neugotischen Formen tauchen bei Umbauten auch wiederverwendete barocke Gehäuseformen auf.

Sehr viele Breidenfeld-Orgeln wurden im letzten Krieg zerstört. Ein weiterer großer Teil wurde entfernt, weil man Neubauten einer Restaurierung vorzog. Diese Neubaupraxis unter Missachtung historischer Kulturschätze ist bis in die 70er Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts nachweisbar.

So manchen Breidenfeld-Orgeln ging es ähnlich wie etwa der Orgel in Fraulautern: Diese war im Jahre 1874 von den Gebrüdern Breidenfeld erbaut worden. Als man in Fraulautern ein neues Gotteshaus baute, gehörte selbstverständlich auch eine neue Orgel in diese neue Kirche. Die Aachener Firma Stahlhut wurde 1925 mit dem Bau einer neuen Orgel beauftragt. Die alte Orgel verkaufte die Gemeinde nach Geislingen (Völklingen), wo sie dann noch bis zum Jahr 1953 ihren Dienst versah. Danach bekam die Kirche eine Sebald-Orgel. Die Breidenfeld-Orgel hatte nach 80 Jahren ausgedient.

Quellen: H. Fischer 100 Jahre BDO, München 1991; Acta Organologica Bd.12; E.Flade: Orgelbauerlexikon (Manuskript), Staatsbibliothek Preuss. Kulturbesitz Berlin; Die Orgel im Dom zu Münster, Hrsg. Domkapitel Münster 1987; F. Bösken: Zur Geschichte der Trierer Domorgel, Festschrift für Alois Thomas Trier 1967; Pfarrarchiv St. Markus Wittlich: B 2,1; Stadtarchiv Trier: Trierer Adressbücher 1901-1909 (11/3767)

Reinhold Schneck

Breidenfeld-Orgeln

13 Bilder

Breidenfeld öffentlich

BREIDENFELD-Zeitschrift-fur-Instrumentenbau-Bd-14-1893-94-Leipzig-1894

In der "Zeitschrift für Instrumentenbau" ist einige Male von Breidenfeld die Rede:

Gebr. Breidenfeld, Nb.: ZfI 14, 1893, S. 813. (Besprechung Neubau der Orgel in der Trierer Liebfrauenkirche (Abb)

H. W. Breidenfeld, Nb.: ZfI 15, 1894/95, S. 549.

Heinrich Breidenfeld, Nb.: ZfI 16, 1895/96, S. 49, 257 f.

Breidenfeld, Nb.: ZfI 20, 1899/1900, S. 67.

Heinrich Breidenfeld, Geschäftsnotiz: ZfI 21, 1900/01, S. 795.

Die Zeitschr. f. Instrumentenbau ist auch im Internet zugänglich.

Freundliche Mitteilung von Prof. Alfred Reichling, Würzburg